Mozarts „Requiem“ einmal anders – in Kombination mit Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg

Melodien und Klänge von Wolfgang Amadeus Mozart (27. Januar 1756 – 5. Dezember 1791) zu hören, ist für mich immer wieder ein Genuss. So liebe ich zum Beispiel die lustigen Klänge von Papagenos Gesang des „Der Vogelfänger bin ich ja“ aus der Oper „Die Zauberflöte.“ Melodiös, schön und beruhigend erschallen die Klänge des berühmten Klaviervirtuosen doch immer wieder, gerade dann, wenn man ein wenig vom Alltagsstress herunterkommen möchte.

Mozarts „Requiem“ ist dazu noch etwas ganz Besonderes, hat er das Stück doch noch kurz vor seinem Tode geschrieben – in der Erwartung, wie vielfach Musikwissenschaftler vermuten, seines herannahenden Todes.

Und so singt auch das Ensemble der Durlacher Kantorei, zum Großteil in edlen-schwarzen Kostümen, das „Requiem“, Klaviersonate KV 626, in der Fassung von Franz Xaver Süßmayr, von der „ewigen Ruhe“, dem „ewigen Licht“, dem Erbarmen des Herrn, aber auch vom „Tag des Zornes“, „Tag der Tränen“ und dem Zeitpunkt, „wenn der Richter kommt, um alles streng zu prüfen.“ Denn, so singt der Bass „Schrecklich wird der Ton der Posaune durch die Gräber dringen und alle vor den Thron rufen.“ Der Tenor antwortet darauf stimmgewaltig „Schaudernd sehen Tod und Leben, wie sich die Kreatur erhebt, um dem Richter Rechenschaft zu geben. Und ein Buch wird herbeigebracht, in dem alles eingetragen ist. Danach wird die Welt gerichtet.“ Und der Alt antwortet darauf „Wenn der Richter Platz genommen hat, kommt auch das Verborgenste ans Licht, keine Tat bleibt ungestraft.“

Tarnung durch die Macht des Glaubens

„Taten, die nicht ungestraft bleiben“, sind dabei gute Stichworte, um den Zusammenhang der Ausstellung „Verbündete im Himmel“ des Melanchthonhauses Bretten, die kürzlich noch in der Evangelischen Stadtkirche Durlach zu sehen war, und Mozarts „Requiem“ in der Fassung von Stephan Adams „The Christmas Truce 1914“ in ihren Auszügen zu beschreiben. Zwei Wochen ist es an diesem Sonntagabend her, seit eine entsprechende Gedenkveranstaltung zum Ende des 1. Weltkriegs hier in Deutschland und Frankreich zu sehen war, bei der anhand zahlreicher Malereien und Hintergrundberichte veranschaulicht wurde, wie gerade im Krieg die Macht des Glaubens und eine entsprechende Stärkung, die der Mensch dabei allgemein, unabhängig von jeder Religion, erfährt, dazu ausgenutzt wurde, um in diesem Sinne einen geradezu wahrhaftigen Krieg zu führen. Im Namen von wahrem Glauben und der Hingabe zum Vaterland töteten Soldaten dabei Menschen aus diesem Glauben heraus, dadurch noch ein Gutes für ihr Vaterland zu tun, wie es die ausgestellten Tafeln aussagen.

Ganz im Zeichen der Versöhnung

Komponist Adam beschreibt die Klänge der mittleren beiden Teile in der ersten halben Stunde der Aufführung dementsprechend auch als „Zeichen der Versöhnung“, bei dem es einen „Waffenstillstand der Nacht“ und schließlich kurz darauf eine Menge an Gesängen von Weihnachtsliedern gegeben habe. Zu bewundern sei noch dazu gerade der gegen Ende des 1. Weltkriegs zu vernehmende „heitere und ausgelassene Ton mitten im Krieg bzw. trotz des Krieges“ sowie der lateinische Appell des „Dona eis requiem“, übersetzt als „Gib‘ ihm die ewige Ruhe.“ 

Neben lateinischen Arien aus Adams Werk ist an diesem Abend auch das vertraute Weihnachtslied „Stille Nacht, heilige Nacht“ zu hören, was an diesem Abend irgendwie positiv vertrauenserweckend wirkt, wie ich finde. 

Auch der Erzähler (beeindruckend in seiner Rolle: Eric van der Zwaag, der seit 2011 in Karlsruhe lebt und arbeitet, unter anderem als freiberuflicher Schauspieler, Regisseur, Theaterpädagoge, Sprecher und Lehrbeauftragter für Improvisation und Dialog an der Hochschule für Musik Karlsruhe) berichtet von dem, wie Soldaten trotz aller widrigen Kriegsumstände Weihnachten feiern und vom Weihnachtsfrieden singen. Auch Cornelia Samuelis am Sopran, deren Liebe zur Vokalmusik sich durch das Singen im Chor entwickelt hatte, singt dabei ausdrucksstark und konzentriert, genauso wie Sandra Stahlheber (Alt) und Sebastian Hübner (Tenor) oder Bassbariton Peter Arestov.

Alles in allem eine gelungene, 90-minütige Vorstellung, dirigiert vom in Karlsruhe berühmten Johannes Blomenkamp, Kantor an der Ev. Stadtkirche Durlach und Bezirkskantor für den Kirchenbezirk Karlsruhe. 

Dies belohnen die Besucher in der prall gefüllten Stadtkirche mit einem gehörigen und nicht enden wollenden Applaus. Zurecht! 

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